Als Mann beim GWHF-Monatstreff

Jasmin – nicht nur ein wunderschöner Name, sondern auch eine Blume mit einem sinnlichen Duft der betört.

Am 1. April, kein Aprilscherz, war ich beim monatlichen Treffen von GWHF im Al Ponte in Wangen an der Aare.
An sich für die Mitglieder dieser Community nichts Aussergewöhnliches, denn es ist Ihr Treffpunkt, wo Sie sich in ungezwungener Atmosphäre öffentlich begegnen. Für mich aber „ein unbedeutender Schritt für die Menschheit, aber ein riesen Schritt für mich.“ (Zitat eines Mitgliedes).

Nun mal vorweg – ich bin ein Mann, der gerne auch als Mann wahrgenommen wird, mit männlichen Zügen, aber mit einigen weiblichen Attributen. Genau diese weiblichen Teile von mir haben mich bewogen, an diesem Treffen von GWHF teilzunehmen. Ich hoffte, dass ich auf Fragen wie „Was bin ich?“ oder „Wohin geht meine Reise?“ einige klärende Antworten bekomme, aber es kam anders – speziell!

Bereits Tage vor dem Treffen war ich sehr nervös, fragte mich stets, was soll ich anziehen? Wie soll ich auftreten? Werde ich akzeptiert? Und viele weitere Fragen kreisten in meinen Gedanken. Aber das vordringlichste Problem war, was ziehe ich an? In einem Punkt war ich mir sicher, dass die Damen sich sicher herausputzen und Ihre Lieblingskleider, Neuerwerbungen oder einfach Ihr Bestes anziehen werden. In diesem Sinne entschied ich, mich auch elegant zu Kleiden und als Zeichen meines Respekts habe ich mich für eine Krawatte entschieden. Am Tag des Treffens habe ich um die 5 unterschiedlichsten Krawatten ausprobiert, war dann kurz davor, die sogar wegzulassen, aber entschied mich schliesslich doch noch für eine klassische Krawatte.

Auf dem Weg zum Restaurant musste ich mal einen Stau in Basel und einen zweiten in Egerkingen überwinden und wäre beinahe zu spät gekommen. Während der Fahrt fragte ich mich zum wiederholten Male, ob ich akzeptiert werde, oder ob die mich in eine Ecke stellen oder einfach zerfleischen und verspeisen. Nun ja, als ich ankam sah ich durchwegs elegant gekleidete Damen jeglichen Alters und diversesten Styles. Ich begrüsste die Frauen und hatte das riesen Glück, genau in der Mitte der Gesellschaft zu sitzen. So ergaben sich schnell sehr spannende Gespräche. Nach den ersten 30 Minuten wurde mir klar, hier werde ich nicht zerfleischt und verspeist, da das Essen im Al Ponte sowieso leckerer war als ich…

Auf eine Weise war ich sehr überwältigt, wie offen und herzlich die Damen mit mir sprachen, lachten und ihre Erlebnisse teilten. Ich merkte sofort, dass jede von ihnen eine sehr kostbare Bereicherung unserer Gesellschaft ist und dass Sanftheit und die Liebe zum Sanften als Stärke gesehen und gelebt wird. Genau diese Sanftheit stärkte die Damen in Ihrer Vergangenheit und Zukunft. Einerseits bewunderte ich Ihre Stärke, Mut zu zeigen und sich, wie sie sind, ehrlich dem Leben in der Öffentlichkeit zu stellen. Andererseits fühlte ich mich feige, denn ich verdränge und unterdrücke meine Gefühle. Je länger der Abend wurde, desto wunderbarer wurden die Gespräche. Ich konnte frei kommunizieren, sprach von Gefühlen, Leidenschaften, Begehrlichkeiten und vielem mehr. Niemals wurde mir gesagt oder zu verstehen gegeben, dass ich dummes Zeug schwatze oder irgendwie abnormal oder einfach nur ein Weichei wäre. An dieser Stelle ein riesen Dankeschön an alle Gesprächspartnerinnen.

Auf die Frage, wie ihre Familien oder Ehefrauen mit der Situation umgingen, musste ich schöne, aber auch sehr traurige Geschichten hören. Am liebsten hätte ich mich einfach nur schützend von diesen zarten und zerbrechlichen Seelen hingeworfen und getröstet. Leider wurde mir aber immer stärker meine eigene Situation bewusst. Und es wurde mir auch immer klarer, dass alle, wie auch der Weg verlaufen wird, einen sehr hohen Tribut zahlen.

Gegen Ende des Abends lernte ich Regina kennen. Sie schaffte es in 5 Minuten mein tiefstes „dunkles“ Innere zu berühren, meine Ängste, meine Liebe, meine Seele gleichzeitig anzusprechen und mir bewusst zu werden, dass extrem viel auf dem Spiel steht und dass ich das wichtigste in meinem Leben inklusive meiner Vergangenheit verlieren kann. Ich bewunderte diese Frau nur und hatte Probleme, irgendetwas Gescheites zu sagen. Am Ende des Abends war es dann so locker und ungezwungen, so dass wir über die Geschichten von Asterix und Obelix plauderten und lachten.

Als ich nach Hause fuhr, war ich mir sicher, dass ich wieder an einem oder sogar an weiteren Anlässen teilnehmen werde. Ich fühlte mich sehr wohl in diesem Kreis, als hätte ich mich mit Freunden zu einem Jass-Abend getroffen und nicht nur übers Jassen, sondern auch über Gott und die Welt geplaudert.

Und zum Schluss – wieso Jasmin am Anfang dieses Berichtes? Ich wurde gefragt, wie ich mich nennen würde, wenn ich ein Mädchen wäre – JASMIN!

Liebe Grüsse
Wolfgang