Hallo Ihr Lieben
Nun ist es ein Update, oder besser gesagt ein Follow-Up von meiner einschneidenden Lebenserfahrung mit Euch am 1. April. Seht hierfür auch meinen Bericht „Als Mann beim GWHF-Monatstreff“. Ich bitte um Verständnis, besser gesagt um Euer Verzeihen, wenn ich mich nicht mehr an jede Person erinnern kann, denn jede von Euch hat dazu beigetragen was ich Euch heute schreibe. An dieser Stelle als Dankeschön jeder eine Rose und ein Küsschen!
Was ist mit mir passiert und was ist mit meinem Umfeld geschehen? …. Viel, sehr viel!
Nun der Reihe nach.
Noch auf dem Nachhauseweg von dem Treffen, war ich emotional sehr aufgewühlt. Eure Gespräche gingen mir kreuz und quer durch den Kopf – einerseits euphorisch, andererseits mit Wehmut. Am darauffolgenden Tag war ich still und sehr in mich gekehrt. Meine Frau fragte nach, was mit mir los sei, konnte, nein wollte ihr aber keine Antwort geben. In mir kreiste ein Gedanke: ich muss es ihr sagen, aber was soll ich ihr sagen? Hört sich dumm an, ist aber sehr komplex. Ich wusste nicht einmal was und wer ich bin, geschweige denn wohin die Reise geht!
Meine grösste Angst, die mich beinahe in Panik versetzte, war, dass ich alles verliere, speziell die, die ich liebe. Da traf ich die Entscheidung, alles mal ruhig anzugehen. Im Joyclub habe ich einen Thread gestartet, der zwar auf geringes Interesse stiess, aber mir die Offenbarung bot. Jemand schrieb, ich sei gynosexuell mit Gynophilie! Hä, was ist das, habe ich noch nie gehört. Ab zum Googeln, und als ich dann erfuhr was das bedeutet, was es beinhaltet oder welche Menschen es betrifft und deren Geschichten, fiel ein Dominostein nach dem anderen um. Mir wurde klar was ich bin, wer ich bin und wohin die Reise geht. Es wurde mir klar, wieso ich alles weibliche liebe, wieso ich Seiden- und Satin Pyjamas trage, wieso ich manchmal zarte Spitzenslips und Strümpfe trage, aber dennoch kein Transgender oder DWT bin, sondern ein Mann, der als Mann wahrgenommen werden will.
Von da an machten alle Gespräche mit Euch einen anderen Sinn. Es zeigte mir auf, dass ich einerseits zu Euch gehöre, andererseits aber auch nicht. In den darauf folgenden 3 Tagen schusterte ich mir meine Erklärung und alles Weitere für das Gespräch mit meiner Frau zusammen. Sein Coming-out seiner Frau mitzuteilen, mit der man über 25 Jahren sehr glücklich verheiratet ist, ist sehr speziell…. Einige von Euch wissen was ich damit meine.
Am Tag meines Geständnisses an meine Frau kann ich Euch nicht mitteilen was in mir los war – nur Chaos! Bei einem Glas Wein nach dem Nachtessen, teilte ich Ihr alles mit. Sie erfuhr von Euch, meinem Weg den ich gegangen bin und den Weg den ich gehen werde mit ihr, meiner Gynosexualität, meiner Gynophilie, meine Fetische und so. Ich war sehr überrascht wie sie es aufgenommen hat, speziell, dass sie mich nur als weinendes Häufchen in die Arme nahm, mir zärtlich über den Kopf streichelte und meinte, „ich habe es immer in diese Richtung gefühlt. Es ist in Ordnung. Danke dass wir darüber gesprochen haben. Wir werden gemeinsam dies einvernehmlich in unseren Alltag einbinden“. Unbeschreiblich was mit mir dann los war, sie musste mich sehr, sehr lange beruhigen und in dieser Nacht konnte ich nicht schlafen, denn mein Herz und Kopf hatten anderes vor.
In den nächsten Tagen kaufte ich mir Strümpfe und Strumpfhosen, Slips, und anderes, was ich gerne hatte und meine Frau machte eine Kommodenschublade frei für meine Sachen, mit der Auflage, nicht zu übertreiben und nicht öffentlichkeitswirksam aufzutreten.
Meine Tochter, Familie und Umfeld wissen aber weiterhin nichts von meiner Veranlagung.
Dass meine Frau mein Outing so gut aufgenommen hat, lag vermutlich daran, dass ich ihr über Monate, nein über Jahre hinweg immer wieder kleine Inputs, unscheinbare Winke, oder was auch immer, gab. Wenn sie zum Beispiel feine Strümpfe trägt, streichle ich zärtlich ihre Beine, sage ihr, dass sie ihr gut stehen und dass es sich auch für mich gut anfühlt. Oder wenn wir in einem Laden schöne Dessous sehen, teile ich ihr mit, dass diese nicht nur ihr gut stehen würden, sondern auch zu mir passen würden und vieles mehr.
Weil ich sie auf das Gespräch sehr lange vorbereitet hatte und dann, als es soweit war, ihr klar und sicher mein Outing mitteilte, ist für sie keine Welt zusammengebrochen, sondern es hat sich für sie aus den vielen Puzzle-Teilen ein Gesamtbild ergeben. Vielleicht war es das, oder die Sicherheit, dass ich ihr nach wie vor als liebevoller Gatte, der sich als Mann fühlt aber mit einer weiblichen Seite, der Zartes, Feines gerne hat und alles Weibliche liebt, zur Seite stehe.
Ich hoffe an dieser Stelle, dass ihr mich nicht vergesst und ich werde bemüht sein, ein weiteres Treffen im Al Ponte mit Euch zu geniessen.
Ich wünsche Euch allen, viel Liebe, Stärke und bleibt so wie Ihr seid
Euer Wolfgang