Man/frau sollte ja öfters mal etwas Neues ausprobieren.

Bericht: Tamara, Fotos: Stephan


So fuhr ich guten Mutes und klopfenden Herzens mit meinem SUV, wie es sich für eine Lady aus der Grossagglomeration Bern gehört, zu einer Coiffeuse im Berner Breitenrain-Lorraine-Quartier, die mir mit einer guten Lage und einer schönen Website inkl. eleganter Online-Anmeldung aufgefallen war. Ich wurde etwas scheu, aber herzlich begrüsst, auf den Coiffeurstuhl platziert und nach allen Regeln der Kunst mit einem gediegenen Abend-Make-up versehen. Nach einer halbstündigen Fahrt sah ich mich im Restaurant des Al Ponte rund 30 Girls gegenüber. Als ich im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhundets Co-Chefin von GWHF war, waren wir froh, wenn sich ein halbes Dutzend Girls am Monatstreff einfanden. Tja, so ändern sich die Zeiten.
Ich durfte die üblichen Verdächtigen begrüssen, aber auch Claudia, eine alte Bekannte, mit der ich vor zwanzig Jahren, als ich noch jung und schön war, so manche Nacht durchfeierte. Damals gab es noch eine schummrige Bar im Keller des Al Ponte mit viel zu lauter Musik und scheuen Kurschatten, die verstohlene Blicke auf die grossgewachsenen Girls in ihren gewagten Outfits warfen. Ich unterhielt mich mit Claudia bestens über Musik, die sie früher professionell betrieb, und und mit den übrigen Tischnachbarn über das breite Spektrum von Themen, die sich bei einer solchen Vielfalt von Girls aus der ganzen Schweiz und sogar aus Deutschland zwangsläufig ergeben.
Der Abend wurde unterbrochen mit der Vorführung des Films „Genderworld“, einen Zusammenschnitt von Interviews mit Transgendern aus der ganzen Welt. Es war eine spannende Collage von Gesprächen mit Menschen aller Schattierungen. Nach dem Film genossen wir noch ein kräftiges Dessert, das sich dank des eng geschnürten Korsetts zunächst nicht auf meinen Hüften bemerkbar machte, und gegen Mitternacht fuhr ich satt und glückstrunken wieder in mein kleines, aber feines Dorf zurück.

Tamara